Ihre Psyche und Ihr Körper sind miteinander verbunden. Schon lange wird keine strikte Trennung mehr zwischen den beiden Ebenen gemacht. Bestimmt haben Sie schon einmal von psychosomatischen Erkrankungen gelesen.
Dabei handelt es sich um solche, bei denen sich die Ursache nicht oder nur teilweise körperlich erklären lässt. Beispiele dafür sind Schlafstörungen, Essstörungen, Schmerzerkrankungen und Tinnitus.
Somit ist klar: Die Psyche kann Ihr Körperempfinden negativ beeinflussen. Aber andersrum geht es genauso, nur wird darüber weniger berichtet. Vor allem chronisch kranke Menschen fühlen sich nicht selten bedrückt und tieftraurig. Wir verraten Ihnen, wie Sie aus dem negativen Teufelskreis der Gedanken aussteigen und Ihre Krankheit in den Hintergrund drängen.
(K)ein Ende in Sicht
Jeder kennt den Lagerkoller, den wir empfinden, wenn uns eine vorübergehende Krankheit an das Bett fesselt. Allerdings können wir uns damit trösten, dass unsere Gesundheit bald wieder hergestellt ist.
Bei chronischen Erkrankungen gibt es diesen Trost nicht. Stattdessen ist die Erkrankung ständiger Begleiter und lässt nur schwer zu, dass Sie abschalten.
Welche schwerwiegenden Folgen das haben kann, zeigt eine Untersuchung an Diabetikern. In der Übersichtsstudie aus Amerika wurde festgestellt, dass Menschen mit Diabetes doppelt so häufig an Depressionen erkranken, wie körperlich gesunde Menschen.1
Dadurch ergibt sich häufig ein gefährliches Wechselspiel, denn durch die psychische Beeinträchtigung entwickeln Patienten keine Motivation, ihren dringend benötigten Lebenswandel durchzuführen. Wer sich nicht an die Ratschläge des Arztes hält, läuft Gefahr, seinen Gesundheitszustand weiter zu verschlechtern. Das wiederum kann die psychische Stabilität weiter ins Wanken bringen.
Aber nicht nur Diabetiker haben es schwer. Menschen mit einem körperlichen Leiden haben grundsätzlich ein höheres Risiko, an Depressionen zu erkranken. Zu diesem Ergebnis kam ein deutsches Forschungsteam, das eine Stichprobe mit mehr als 50.000 Hausarzt-Patienten durchführte.2 Demnach leiden vor allem Patienten mit Krebserkrankungen, Schlaganfällen und Herzleiden an den Symptomen einer Depression.
Grundsätzlich kann jedoch jede Erkrankung dazu führen, dass Sie sich emotional und seelisch unausgeglichen fühlen. Nicht immer wird daraus eine Depression. Auch vorübergehende Reizzustände, der Verlust von Motivation und Perspektivlosigkeit können sich negativ auf den Alltag auswirken.
Fühlen Sie sich sehr belastet durch Ihre Diagnose? Dann ist zunächst Ihr Handeln gefragt. Es gibt verschiedene Ansätze, mit denen Sie den Blick auf Ihre Situation verändern können. Dadurch ergeben sich häufig neue Impulse, denen Sie folgen können, um sich zukünftig besser zu fühlen.
Ihrer Krankheit gehört nicht die Hauptrolle
Hand aufs Herz: Wie oft werden Sie täglich an Ihre Erkrankung erinnert oder versinken in Gedanken an bevorstehende Behandlungen? Bei den meisten Menschen, die chronisch krank sind, lässt sich das kaum vermeiden.
Die Einnahme von Medikamenten, das Messen des Blutdruckes oder der Besuch des Arztes oder des Pflegedienstes machen es beinahe unmöglich, die Gedanken ruhen zu lassen.
Viel zu oft nimmt die Krankheit die Hauptrolle ein. Sie bestimmt, welchen Aktivitäten Sie nachgehen und wie Sie sich fühlen. Vielleicht bestimmt sie sogar die Farbe Ihres Pullovers, da Ihnen mit Blick auf Ihre Krankheit gar nicht nach sonnigem Gelb ist.
Wichtig ist, dass Sie Ihre Erkrankung ernst nehmen und die Tatsache, dass Sie etwas für Ihre Gesundheit tun müssen, nicht verdrängen. Wie wäre es statt der Hauptrolle mit einer Nebenrolle?
Ihre Erkrankung ist Teil Ihres Lebens, auch wenn Sie diese am liebsten verbannen möchten. Damit Sie sich zukünftig besser fühlen, sollten Sie Ihre Anwesenheit akzeptieren, mehr aber auch nicht. Nehmen Sie Ihre Diagnose als Warnsignal, um zukünftig mehr in Ihre Gesundheit zu investieren.
Dabei spielt es keine Rolle, wie niederschmetternd die Nachricht Ihres Arztes zunächst wirkt. Selbst in scheinbar aussichtslosen Situationen haben Sie genügend Werkzeuge, um Ihre Ernährung, Ihr Bewegungsverhalten und Ihre Stresssituation positiv zu beeinflussen. Das kommt Ihnen in jedem Fall zugute.
Planen Sie Ihre chronische Erkrankung als permanenten Gast ein, wenn auch als unbeliebten. Setzen Sie ihn jedoch nicht an den Kopf der Tafel, sondern an den „Katzentisch“. Diese Vorstellung hilft vielen Patienten, ihr momentanes Kopfchaos zu beseitigen.
Wie Sie aus dem Gedankenkarussell aussteigen
Liegen Sie im Bett und Ihre Gedanken kreisen wiederholt um Ihre Erkrankung? Sie fragen sich, warum gerade Sie es verdient haben, unter permanenten Schmerzen zu leiden? Die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach: gar nicht.
Niemand hat es verdient, dass das Wohlbefinden und der Alltag dauerhaft eingeschränkt sind. Anstatt sich auf die negativen Tatsachen zu konzentrieren, sollten Sie sich stattdessen auf das Gute in Ihrem Leben besinnen.
Jedes Mal, wenn die Gedanken das Ruder übernehmen, sollten Sie laut „Stopp“ sagen. Was zunächst ungewöhnlich erscheinen mag, hilft dabei, einen klaren Schlussstrich zu ziehen.
Wenn Sie dieses Vorgehen mehrere Male geübt haben, werden Sie bemerken, dass der Ausstieg immer einfacher gelingt.
Schlechte Gedanken in positive verwandeln
Um den schlechten Gedanken zu entfliehen, reicht es in der Regel schon aus, das Leben vollumfänglich zu betrachten. Viel zu häufig konzentrieren wir uns auf die Schattenseiten des Lebens und weniger auf das, was uns Freude bereitet. Denken Sie an positive Momente, an die, in denen Sie besonderes Glück hatten. Besinnen Sie sich auf das, was Sie alles schon erleben durften.
Davon können Sie in Situationen zehren, in denen es nicht so rund läuft. Wichtig ist auch die Wertschätzung sich selbst gegenüber. Wiederholt werden wir daran erinnert, wie wichtig es ist, andere Menschen gut zu behandeln. Aber auch Achtsamkeit sich selbst gegenüber ist ein wichtiges Instrument, um zufriedener durch das Leben zu gehen.
Wenn Ihre negativen Gedanken überhand nehmen, erfreuen Sie sich auch an kleinen Erfolgen und Erlebnissen. Sie haben es geschafft, den Vormittag zu entspannen, ohne an Ihre Erkrankung zu denken? Wunderbar! Versuchen Sie häufiger, sich bewusst von Ihrer Erkrankung loszulösen.
Dafür sind freudige Ereignisse, die Sie selbst in Ihren Alltag einplanen, sehr hilfreich. Wie wäre es mit wöchentlichen Entspannungstagen, die Sie mit einem guten Buch oder im Schwimmbad verbringen?
Konzentrieren Sie sich auf das Positive und seien Sie gespannt, was das Leben für Sie bereithält. Ganz wichtig: Machen Sie den Fernseher aus und verbringen Sie Zeit mit sich selbst. Nehmen Sie Abstand zu negativen Gefühlen, die Ihnen Nachrichtensendungen vermitteln. Manchmal reichen ein gutes Buch, ein Tee und eine wohlig warme Decke aus, um sich den Tag zu verschönern.
Übungen für mehr Gelassenheit im Alltag
Trotz guter Vorsätze und genügend Motivation gelingt es Ihnen nicht, die ständigen Gedanken an Ihre Erkrankung zu durchbrechen? Womöglich brauchen Sie eine visuelle Vorstellung in Ihrem Kopf, die es Ihnen erleichtert, sich abzugrenzen.
Dabei kann es hilfreich sein, ein Stück Wolle um sich selbst und einen Gegenstand zu wickeln. Stellen Sie sich vor, Ihre Erkrankung wird durch diesen Gegenstand symbolisiert. Durch den Faden sind Sie ständig mit ihr verbunden. Nehmen Sie nun eine Schere und schneiden Sie die Schnur ganz bewusst durch. Das kann helfen, um sich mehr Distanz zu seiner Erkrankung zu verschaffen.
Sie brauchen Motivation, um tatkräftiger in Ihren Alltag zu starten? Vielleicht ist eine Motivationssprüchesammlung das Richtige für Sie. Immer wenn Ihnen ein geeigneter Spruch in einer Zeitung oder im Internet begegnet, schneiden bzw. drucken Sie ihn aus und verstauen ihn in einer kleinen Schachtel. Jeden Tag vor dem Aufstehen ziehen Sie einen neuen Spruch und versuchen Ihren Alltag danach zu gestalten.
Alternativ können Sie freudige Ereignisse, mögen sie noch so klein sein, auf einen Zettel schreiben und in ein Bonbonglas stecken. Jeden Abend vor dem Schlafengehen ziehen Sie eine lebhafte Erinnerung heraus, die Ihnen süße Träume beschert.
Erlaubt ist das, was Sie motiviert. Lesen Sie eine Biografie von einem Menschen, der ebenfalls chronisch erkrankt ist. Darin finden sich häufig Denkansätze, die dabei helfen können, eine andere Sicht auf das Krankheitserleben einzunehmen.
Wo Sie Hilfe bekommen
Vielen Menschen hilft es, wenn sie sich austauschen können. Nicht immer gelingt das im unmittelbaren Bekanntenkreis. Gerade bei eher seltenen Erkrankungen wie Fibromyalgie oder Multiple Sklerose ist es schwieriger, auf Betroffene im Umfeld zu stoßen.
Dann können Selbsthilfegruppen hilfreich sein. Darin finden sich Menschen, mit der gleichen oder einer ähnlichen Erkrankung. Von Betroffenen erhalten Sie Verständnis und Tipps, die Ihnen das Leben leichter machen können.
Wenn Sie sich anhaltend erschöpft, traurig und motivationslos fühlen, kann es sein, dass Sie an einer Depression leiden. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt darüber, er wird Ihnen unter Umständen einen Kollegen empfehlen, der Ihnen bei der Bewältigung helfen kann.
Wenn Sie chronisch krank sind, kann auch eine Rehabilitationskur sinnvoll für Sie sein. In wenigen Wochen lernen Sie nicht nur etwas über Ihre Erkrankung, sondern auch, wie Sie besser damit umgehen können.
Sie sind auf der Suche, nach mehr Information zu Ihrer Erkrankung? Dann sind Bundesverbände, Fachgesellschaften und Vereine, die sich mit der jeweiligen Krankheit beschäftigen, die richtige Adresse.
Dazu gehören:
- https://www.dmsg.de/ (Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e.V.)
- https://www.herzstiftung.de/ (Deutsche Herzstiftung)
- https://www.rheuma-liga.de/ (Deutsche Rheuma Liga)
- https://www.fibromyalgie-fms.de/startseite (Deutsche Fibromyalgie Vereinigung e.V.)
- https://www.arthrose.de/home (Deutsche Arthrose- Hilfe e.V.)
- https://www.osteoporose-deutschland.de/ (Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V.)
Fazit
Chronische Erkrankungen stellen Betroffene vor eine echte Herausforderung. Haben Sie das Gefühl, dass Ihre Krankheit viel Raum einnimmt und Sie psychisch belastet? Manchmal hilft es, die Sicht auf die Dinge und das eigene Erleben zu reflektieren.
Dass der Körper und die Psyche eng miteinander verknüpft sind, ist heute hinlänglich bekannt. So können durch seelische Probleme körperliche Symptome entstehen. Andersherum können körperliche Leiden auch Folgen für das Seelenleben nach sich ziehen.
Studien zufolge leiden Menschen mit chronischen Erkrankungen überdurchschnittlich oft an Depressionen. Das verwundert nicht, da eine unheilbare Krankheit oder ein langwieriger Krankheitsverlauf das Gefühlsleben stark auf die Probe stellt.
In diesen Fällen ist es wichtig, der Krankheit nicht die Hauptrolle zu geben, sondern sie lediglich als Teil des Lebens zu akzeptieren. Zudem kann ein bewusstes Aussteigen aus dem Gedankenkarussell dabei helfen, Ordnung in das Gefühlsleben zu bringen.
Hilfreich sind auch Motivationssprüche, das Erinnern an Erfolge und positive Erlebnisse sowie feste Routinen, die Ihnen Freude bereiten. Vielleicht tut auch Ihnen ein Austausch mit Betroffenen gut. Den erhalten Sie vor allem in Selbsthilfegruppen. Auf der Suche nach Informationen können auch Fachverbände oder Vereine hilfreich sein.
Wichtig ist, dass Sie sich bewusst machen, dass Sie in jeder Lebenslage selbst etwas dafür tun können, um ein inneres Gleichgewicht zu erlangen.